Similar to diversity and body positivity, which is regarded as done by adding one curvy model of color to a fashion show, there are occasional male models wearing jewelry, make-up, lipstick, and raising more (commercial) interest in buying fashion products. Alternative social initiatives are taken in, commercialized and gentrified, often in such a blunt way that the encounter might seem laughable and unintentionally amusing. But we could still appreciate that there is any change happening at all and new role models help alternative life styles to become accepted.
Gesellschaftlicher Wandel oder Pseudo-“Pinkwashing”?
Die langsame Akzeptanz vermeintlich weiblicher Modetrends für Männer und androgyner und Unisex-Looks komplettiert ohnehin eine Entwicklung die in der Vergangenheit ehemals männliche Dinge wie Hosen, Fußball oder das Bundeskanzleramt für Frauen erschloss, wo wir aber auch immer noch weit davon entfernt sind, wirkliche Gleichberechtigung zu erfahren. In den letzten Jahren hat sich seitdem zwar zwar manches gewandelt, aber weder die langjährige Bundeskanzlerin Merkel in ihren Hosenanzügen, noch die so genannten “metrosexuelle” Fußballer (Beckham und Neymar, hier zitiert in einem Daily-Mail-Artikel), haben daran viel verändert. Auch in den 1970er und 1980er Jahren gab es feminine Männer: Rock-Musiker mit Dauerwelle, engen Jeans und Stretch-Hosen, oder Rudi Carrell, der auf manchen Bildern einen erstaunlich femininen Eindruck macht.
In den Chefetagen der großen Firmen sitzen oft alte weiße Männer in klassischen dunklen Anzügen mit Krawatten und weißen Oberhemden, deren klassische äußere Erscheinung genau ihrer rückwärtsgewandten Einstellung und Handlungsweise entspricht. Anzüge zu tragen ist, modisch betrachtet, Geschmackssache und kann sehr elegant und schön aussehen. Eine andere Einstellung wäre in diesem Fall sehr viel wichtiger als eine äußerliche Veränderung durch Unisex-Mode oder feminine Kleidung und Kosmetik.
Abgesehen davon wäre es vermutlich auch nachhaltiger, Sakkos und Hemden aus dem Fundus früherer Konzernmanager als Second-Hand-Mode zu tragen, anstelle bei Fast-Fashion- oder auch Recycling-Öko-Modelabels eine eng anliegende vegane Kunstlederhose zu kaufen.
Body Positivity und Figurtypen
Trotz allem ist “androgynen” und “unisex” noch lange kein Mainstream geworden. “Männlich, weiblich, divers” schön und gut (und schon das bringt konservative Kritiker auf die Palme, allein schon die Tatsache dass überhaupt jemand wagt zu gendern oder die üblichen Toilettenschildchen infrage zu stellen), aber selbst die vermeintlich “alternativen” ökologischen Labels sortieren ihre Jeans-Hosen fast ausschließlich in die üblichen binären “Männer” und “Frauen” Kategorien, als wäre sich jeweils alle Frauen und alle Männer, trotz ihrer unterschiedlichen Körperformen gleicher und vom anderen Geschlecht unterschieden. Die Mode kennt viele Körperformen von skinny bis curvy, leptosom bis athlethisch oder eine durchschnittliche Mischung aus allem. Bekannt sind auch die Vergleiche mit Buchstaben oder Früchten: Äpfel, Birnen, Pflaumen oder A-, H- und E-Linie, die sich unabhängig vom Geschlecht sehr deutlich voneinander unterscheiden.
Skizze mit Körperformen und Figur-Typen (Collage mit Ergebnissen einer Bildersuche)
Ähnlich vielfältig wie die Körperformen sind auch die Passformen und Schnitte von Kleidungsstücken, die sich glücklicherweise leichter variieren lassen als der eigene Körper. Der selbe Mensch kann in einer weiten Worker-Hose, einer schmalen Leggings oder einer ausgestellten Schlaghose als ganz unterschiedliche Figur erscheinen. Aber grundsätzlich sind auch der Gestaltung durch Kleidung Grenzen gesetzt.
Traditionelle modische Klischees mit ihren klassischen, meist schmalen Figurtypen und Modelgrößen werden zurecht kritisiert. Body Positivity ist eine Einstellung, den eigenen Körper zu akzeptieren und zu lieben und das auch allen anderen Menschen zuzugestehen. Während Body Positivity in der öffentlichen Wahrnehmung oft mit Plus Size verwechselt bzw. Alibi-Diversity-mäßig in die selbe Schublade gesteckt wird, mangelt es einer Dekonstruktion männlicher Ideale, nicht nur in der Mode, ebenso an Bewusstsein und vielfältigen Vorbildern.
Figurbetonte Männermode: warum überhaupt, und wenn ja, wo zu finden?
Als schlanker Mann in der Provinz eine enge Hose zu kaufen ist praktisch unmöglich. In der Großstadt gehe ich zu Boggi Milano, auf dem Land gibt es Herrenhosen nur in Bauchgrößen ab Bundweite 32 Zoll aufwärts. Leute, was soll das? Vermutlich sind nur deshalb weite Retro-Hosen aus dem Second-Hand-Shop oder aus dem Jogginghosen-Fitness-Wellness-Sortiment inzwischen so populär geworden, weil es kaum figurbetonte Mode gibt, die tatsächlich irgendjemanden passt? “Skinny Jeans” für Männer sitzen an meinen Waden unangenehm eng, aber unvorteilhaft baggy am Po. Alternative: die meist viel dehnbareren und figurbetonteren Schnitte der Damen-Abteilung, optisch sogar teilweise “unisex” wenn es sich beispielsweise um sehr klassische Blue Jeans von Levi’s oder Wrangler handelt.
Scheinargumente gegen “falsche” Mode
Warum sitzen manche Hosen überhaupt so eng am Po? Ist ist es gut, den Po so sehr zu betonen? Das ist nicht nur eine gesellschaftliche und modische Frage, sondern letztlich zum Glück Geschmackssache. Persönlich mag ich enge Jeans und sehe gut darin aus, wenn ich denn mal eine passende finde.
Feminin figurbeonte Stretch-Jeans
Feminin figurbetonte Stretch-Jeans am Körper eines Mannes müssen sich daher wohl besonders kritische Blicke gefallen lassen,
können allerdings auch für Komplimente sorgen. Hier seht ihr die beliebte Kombination enger Jeans mit weiten Oberteilen.
Wie die Fotocollage beweist, sitzen diese Hosen perfekt, auch unisex, vor allem dann, wenn man tendenziell schmal und schlank gebaut ist. Solche figurbetonten Stretch-Hosen sitzen in der eigentlichen Größe überraschend bequem, passen aber auch eine oder mehrere Nummern enger, wenn sie so richtig knalleng sitzen sollen: die abgebildete Levi´s 721 Jeans ist laut Etikett Bundweite 24. Ohne Stretch fand ich schon 28 ziemlich eng.
Es gibt Gründe, figurbetonte Mode grundsätzlich abzulehnen, aus ästhetischen oder religiösen Überlegungen, aber wer grundsätzlich nichts dagegen hat, dass Kleidung den Körper betont, sollte sich nicht wundern, wenn eine enge Hose auch vorne die Figur betont – nicht immer so sehr, als hätte man, wie auf diesem Foto – eine Zucchini in die Hose gesteckt. Aber ein weites Hemd, semi-tucked nur teilweise in den Hosenbund gesteckt, kann lässig herunter hängend genau diese Stelle verdecken, so dass es selbst kritischen Betrachtern nicht auffällt.
Transparenz, String-Tangas und geschlechtergerechte Unterwäsche
Unisex hört zwar nicht bei der bewusst getrennten Gestaltung auf, aber doch dort, wo sich die Anatomie fast immer deutlich unterscheidet. Transparente Strings sind für Männer genauso tragbar wie durchsichtige Unterwäsche für Frauen, aber das Schnitt muss stimmen!
Moderne metrosexuelle Männer können der queeren Szene dankbar sein für die aktuelle Vielfalt der Bademode und Unterwäsche. Ohne sie gäbe es vermutlich nur noch Bermudas und Boxershorts.
Anprobe: Bermuda-Shorts und farblich passender String-Tanga im Größenvergleich und meine ziemlich durchsichtige Unterhose.
Ökologisch-faire Alternativen?
Abgesehen von Stil und Rollenspiel bleibt aber noch ein anderes Problem: knappe und transparente Unterwäsche, besonders solche für Männer, die ohnehin schon selten ist, aus nachhaltig ökologischer und fairer Produktion? Populäre alternative Läden konzentrieren sich oft auf zeitlose Basics und bequeme Wäsche aus unbehandeltem Material, was ja grundsätzlich sehr richtig ist, jedoch fehlt dann die natürliche Bezugsquelle, wenn mal ein knapperes Teil gefragt ist. Hier hilft auch kein Second-Hand und keine Damenmode, vielleicht aber Nachfragen bei den Modemacher:innen und Artikel wie dieser.
P.S. Nebenwirkungen der Lingerie-Recherche
Wenn ich im Internet von Werbebannern überrascht werde, die halb nackte Menschen in Badeshorts (auch nicht immer “safe for work”) oder Tanga-Höschen zeigt, und erschrocken befürchte, nach einer kurzen Recherche in einschlägigen Online-Shops mal wieder monatelang von auffälligen Anzeigen verfolgt zu werden, dann ist es manchmal nur eine Urlaubs-Anzeige, die selbst mit gelöschten Cookies und anonymsten Datenschutzeinstellungen überall aufpoppt und die vermutlich nur deswegen nicht als sexistisch gestoppt wurde, weil es sich bei der gezeigten Strandfigur tatsächlich um einen Mann handelt und oder weil String-Tangas an sich inzwischen als ganz normal akzeptiert wurden — außer, wenn es sich um einen Mann handelt.
Zweifelhafte Online-Werbung: warum erscheint Lingerie (Unterwäsche), wenn ich Linguee (die Übersetzungs-Website) aufrufe?