Why do people like to wear black outfits at art exhibitions?

Gallery visitors wearing black

Maybe they don’t want to disturb the visual experience? But then again, there are so many other details and impressions in a gallery. Wall color, floor material, lights, and technical installations. Some exhibitions reduce lights and only focus on the objects, which are often behind glass, causing optical reflections not intended by the artists as well.

You probably can’t eliminate disturbing the original artwork and you shouldn’t. Isn’t it one important aspect of art that every piece interacts with the beholder and might change into something new in another context?

As I learned only recently, color photography wasn’t considered art for a long time. When it came up, photography wasn’t art at all, but why would artists restrict themselves to „black and white“ (actually gray scale) photography for decades? It is hard to understand art in its original context. Do we even have a chance to understand the original intention and relive the original feeling? Probably not. But artists don’t need to hide their context and intentions either. So what about William Eggleston refusing to give titles to his works, often even omitting time and location?

„Mystery of the Ordinary“

Eggleston, ein Fotograf, die erst kürzlich wieder groß im Amerikahaus gefeiert wurde, verweigerte sich politischen Aussagen und fand Titel, Datums- und Ortsangaben unkünstlerisch und tendenziell von der Vielfalt der Bildinhalte ablenkend, womit ich ihm zumindest bezüglich der Title Recht gebe. Dennoch finde ich eine Beschränkung auf die Ästhetik schade, verschenkt sie doch scheinbar die Chance, einem großen internationalen Publikum viel mehr zu erzählen. Aber vielleicht ist es auch gerade richtig, sie neugierig mit offenen Fragen zu hinterlassen.

Blicken wir aus heutiger Sicht auf historische Fotografie, so sind die gesellschaftlichen und politischen Probleme jener Zeit kaum noch zu verstehen. Nan Goldins damals unerhörte Fotografie queerer Menschen, die aus heutiger Sicht oft überraschend normal wirken, und ihre ästhetischeren Momentaufnahmen, die durchaus Parallelen zu anderen amerikanischen Künstler:innen wie William Eggleston aufweisen, berühren auf unterschiedlichen Ebenen.

Poster for Eggleston Exhibition in Berlin Subway

Double Exposure by Nan Goldin

Double exposure Nan Goldin

Egglestons beredtes Schweigen vs. Aktivismus von Nan Goldin oder Vivienne Westwood. Beide sind auch im Kino zu sehen (Nan Goldin: All the Beauty and the Bloodshed und Vivienne Westwood: Punk. Icon. Activist oder wie ich ursprünglich notierte: „Renegades of Fashion“) und äußern in vieler Hinsicht kritische Gedanken. So schaute Westwood auch auf die Kommerzialisierung ihrer eigenen Modefirma und fragte sich, inwiefern kritische Subkulturen wie Punk in Großbritannien und anderen westlichen Demokratien gerne geduldet werden als Beweis der vermeintlichen Meinungsfreiheit.

Kritische Meinungen dürfen verbreitet, experimentelle Kunst gezeigt und schräge Musik gespielt werden. Kritische Künstler:innen werden nicht verfolgt, beschattet, unterdrückt oder inhaftiert. Aber wird ihnen zugehört, ist die Gesellschaft bereit für Veränderung? Freiheitliche Gesellschaften sichern Macht und Herrschaft auf subtilere Weise. Vordergründig sind wir frei, und tatsächlich ändern sich Gesellschaften, wenn auch nur sehr langsam.

L’Art pour l’art? Was verschweigt Eggleston?

Immer noch im Museum, was hätte Eggleston, was hätten die Kurator:innen, was hätte ich als Besucher anders machen sollen? Warum schweigt Eggleston über die Vergangenheit seiner Herkunftsfamilie in der Zeit der Baumwollplantagen? Bewusst ohne Titel, Datum und Ort, „weil das nichts mit Fotografie zu tun hat“, sind Fotos wie diese alles andere als unhistorisch und unpolitisch. Seine democratic camera, sein „fotografiere das hässliche“, „so sehen die Menschen aus“ lädt ein, ohne Priming und Framing durch Titel und Zuschreibungen offen und unvoreingenommen jedes Detail eines Augenblicks zu entdecken oder mit anderen Besucher:innen der Ausstellung zu diskutieren. Erst der Dokumentarfilm mit seinem Sohn ergänzt Kontext und lässt vermuten, dass hier Egglestons Vater mit seinem Fahrer zu sehen sein dürfte. Aus heutiger Sicht fasziniert der Vintage Charme der an US-Serien wie die Straßen von San Francisco erinnert. Zeitlos und wiederum gesellschaftlich und sozial spannend die parallele Pose der beiden fotografierten. Trotz der erkennbaren Rollen stehen beide auf so ähnliche Weise dort, als seien sie Brüder, vielleicht als Spielkameraden tatsächlich ähnlich aufgewachsen?

William Eggleston: Untitled (1969-70: the artist's uncle, Ayden Schuyler Senior with Jasper Staples in Cassidy Bayou); William Eggleston: Untitled (Jasper Staples, family chaufer)

William Eggleston: Untitled (1969-70: the artist’s uncle, Ayden Schuyler Senior with Jasper Staples in Cassidy Bayou);
William Eggleston: Untitled (Jasper Staples, family chaufer)

From Black and White to Color

Ästhetisch ging es vordergründig darum, mehr Farbe in die Fotografie zu bringen, aber from black and white to color hat natürlich einen Subtext den wir heute auch ganz anders verstehen können. Tatsächlich hat dieses Foto viele Kunstkritier:innen inspiriert.

Seine Situation, sein künstlerischer Blick auf die Südstaaten und das Dilemma, das er als alter weißer Mann 2023 in einer multikulturellen Großstadt wie Berlin so viel Aufmerksamkeit durch eine eigene Ausstellung erhält? Vielleicht ist es gut, dass wir zunächst offen für die ästhetischen Details jede Farbe, jeden Fleck und jedes Blatt auf seinen Fotos wertschätzen, aber dann gerade neugierig werden, was sich hinter den vielen unbetitelten Bildern tatsächlich verbirgt, anstelle plakativ von einer vorgefertigten Deutung gelangweilt zu werden. Abgesehen von den Andeutungen über seine Herkunft, wenn er im Film mit seinem Sohn fährt und fotografiert und redet, bringt schon eine erste schnelle Recherche im Netz einige Hintergrundinformationen zutage.

Dennoch ist es schade, dass hier wieder mal ein alter weißer Mann präsentiert wird, anstelle vieler anderer, deren Werke mindestens genauso viel Aufmerksamkeit verdient hätten.

„gefundene Collagen“

Selten werfen Werke so viele Fragen auf die fremde Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Die oben erwähnte Ausstellung der „zeitlosen“ Eggleston-Fotografien im c/o Berlin wurde ergänzt durch die „gefundenen Collagen“ von Anastasia Samoylova aus Florida.

Die in den begleitenden Texte und Interpretationen erwähnten Katastrophen und Krisen sind in ihren Werken nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ästhetik, Farben und Formen faszinieren in ihrem scheinbaren Surrealismus. Vor welchem Spiegel stand die Fotografin an welchem Fenster, um nur mit der Kamera ein Werk wie „Venus Mirror“ zu schaffen, dessen Teile sich auf scheinbar unmögliche Weise voneinander abgrenzen und ineinander übergehen?

Florida Ausstellung von Anastasia Samoylova

Farben und Reflexionen

Colors and reflections in art galleries

Farblosigkeit und vornehme Blässe: manche Menschen nehmen sich selbst zumindest scheinbar zurück, schattenhafte Formen die nur von geistigen Dingen zu ernähren scheinen. Andere inszenieren sich selbst bunt und laut und sind manchmal spannender als die Exponate. Wie auch hier in der (wie ein Besucher sagte, möglicherweise total überschätzten) Reflexions-Installation an der neuen Nationalgalerie in Berlin, vor der die Menschen Schlange standen und dabei die mindestens ebenso inspirierenden Ausstellungen im benachbarten Kunstgewerbemuseum verpassten.