Die Verbrennung von Kohle und Diesel im 21. Jahrhundert ist kaum weniger absurd und anachronistisch als es eine Hexenverbrennung wäre, und wenn nach Fahrverboten aufgrund von Dieselskandal und Abgasmanipulation bald nur noch Autos von Tesla und Toyota durch Stuttgart und Wolfsburg fahren, wird auch die deutsche Automobilindustrie auf einmal voll auf Elektro setzen.
Doch ist, wie Eisenbahn-Blogger Niki Schmölz sehr richtig schreibt, die Elektrifizierung des Straßenverkehrs zwar eine Antriebswende, aber damit noch lange keine Verkehrswende: „Zu einer lebenswerten Stadt gehört nicht nur gute Luft, sondern auch genug Platz für Freiraum und Wohnbau. Das Automobil nimmt seit Jahren große Flächen in Anspruch und das wird auch eine Batterie nicht ändern.“
Besonders in der Großstadt ist es ärgerlich und unvernünftig, die Straßen für den täglichen Pendlerstau zu verschwenden, anstelle den öffentlichen Nahverkehr und das Fahrrad fahren stärker zu fördern, so wie beispielsweise die bereits jetzt für ihre Fahrradfreundlichkeit bekannte Universitätsstadt Münster ab 2019
die Anschaffung von Lastenfahrrädern finanziell unterstützen will.
Alternativ kann man sich auch einen Fahrradanhänger zulegen, zum Beispiel einen Burley Travoy, der sich sehr platzsparend zusammenfalten lässt und mit dem man zwei volle Getränkekisten transportieren kann. Die Anhängerkupplung lässt sich nachträglich an ein vorhandenes Fahrrad anbringen.
Realistisch betrachtet, bleibt es schwer, ganz auf ein eigenes Auto zu verzichten, insbesondere wenn man selbst oder Verwandte ländlich wohnen, aber für das städtische Leben bieten öffentliche Verkehrsmittel, Fahrräder und CarSharing-Konzepte inzwischen viele Möglichkeiten, öfter mal Teil der Lösung anstatt Teil des Problems zu sein.
Der Duden definiert die Verkehrswende als „grundlegende Umstellung des öffentlichen Verkehrs [besonders mit ökologischen Zielvorstellungen]“. Schon 1991 wurde in Münster ein gleichnamiger Verein (Verkehrswende e.V.) gegründet, aus dem später das CarSharing-Projekt „Stadtteilauto“ hervorging.
Die unter dem Titel „Ausfahrt Zukunft“ erschienene Studie des Ökologen Frederic Vester forderte schon in den 1980er Jahren zu einer Verkehrswende auf, die leider immer noch mehr Wunsch als Wirklichkeit ist.