Ein Gastbeitrag von Ria Weyprecht von stolperfrei.digital, Expertin und Bloggerin für digitale Barrierefreiheit.

Verständlichkeit ist einer der wichtigsten Aspekte der Barrierefreiheit. Sprache und Bilder können Dinge gut erklären – oder Hürden schaffen. Besonders für Menschen mit Lernschwierigkeiten, geringen Sprachkenntnissen oder kognitiven Einschränkungen ist es wichtig, Inhalte einfach und klar zu gestalten.

Eine bewährte Methode ist Leichte Sprache. Sie folgt festen Regeln, nutzt einfache Wörter und kurze Sätze. Doch Sprache allein reicht oft nicht aus. Hier kommen leichte Bilder ins Spiel. Sie unterstützen den Text, erleichtern das Verständnis und helfen, Missverständnisse zu vermeiden.

Doch was macht ein Bild „leicht“? Sind Piktogramme oder Icons automatisch verständlich? Und wie kombiniert man Bilder mit leichter Sprache sinnvoll? Dieser Artikel gibt einen Überblick über leichte Sprache und zeigt, wie man leichte Bilder gezielt einsetzt, um Informationen für alle zugänglich zu machen.

Leichte Sprache – Ein kurzer Überblick

Leichte Sprache hilft vielen Menschen, Texte besser zu verstehen. Sie wurde speziell für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelt. Aber auch Menschen, die nicht so gut lesen können oder eine andere Muttersprache haben, profitieren davon.

Leichte Sprache folgt klaren Regeln:

  • Sätze sind kurz.
  • Wörter sind einfach und bekannt.
  • Fremdwörter werden vermieden oder erklärt.
  • Texte sind gut strukturiert mit vielen Absätzen.

Oft helfen auch Bilder, um den Inhalt noch klarer zu machen. Einfache Symbole oder Zeichnungen können schwierige Begriffe erklären. Leichte Sprache und leichte Bilder ergänzen sich deshalb gut.

Doch leichte Sprache ist nicht einfach nur „weniger Text“. Sie muss gut durchdacht sein, damit alle Menschen sie verstehen. Deshalb gibt es Prüfgruppen mit Menschen aus der Zielgruppe, die Texte testen. So wird sichergestellt, dass die Sprache wirklich leicht ist.

Leichte Bilder – Was bedeutet das?

Leichte Bilder helfen Menschen, Informationen schneller und einfacher zu verstehen. Sie sind besonders wichtig für Menschen, die Schwierigkeiten mit Text haben. Ein leichtes Bild kann eine Erklärung unterstützen oder sogar einen ganzen Satz ersetzen.

Aber nicht jedes Bild ist leicht verständlich. Fotos oder komplizierte Illustrationen können zu viele Details haben und verwirren. Auch Symbole oder Piktogramme sind nicht immer eindeutig. Ein Symbol für „Arzt“ könnte zum Beispiel ein rotes Kreuz oder ein Stethoskop zeigen – aber nicht jeder erkennt das sofort.

Leichte Bilder sind klar, einfach und direkt. Sie zeigen nur das Wichtigste. Oft haben sie einen neutralen Hintergrund und wenige Farben. So bleibt der Fokus auf der eigentlichen Information.

Doch wie genau sieht ein leichtes Bild aus? Und worauf muss man achten? Das schauen wir uns an.

Klare, einfache Motive

Ein leichtes Bild zeigt nur das Wichtigste. Alles Unnötige wird weggelassen. Dadurch wird die Botschaft des Bildes schneller verstanden.

✅ Gutes Beispiel: Eine einfache Zeichnung von einem Telefon, um das Wort „anrufen“ zu verdeutlichen. Das Bild zeigt nur den Hörer oder ein Handy-Symbol.
❌ Schlechtes Beispiel: Ein Foto von einer Person, die telefoniert. Hier könnten der Gesichtsausdruck, die Kleidung oder der Hintergrund ablenken. Manche Menschen könnten sich fragen: Wer ist diese Person? Warum telefoniert sie? Solche zusätzlichen Informationen erschweren das Verständnis.

Starke Kontraste und deutliche Formen

✅ Gutes Beispiel: Ein dunkler Regenschirm auf hellem Hintergrund. Die Form ist sofort erkennbar.
❌ Schlechtes Beispiel: Ein Blauer Regenschirm vor dunkelblauem Himmel. Der Schirm ist dadurch nur schwer zu erkennen.

Universelle Verständlichkeit

Leichte Bilder sollten möglichst von allen Menschen verstanden werden – egal, welche Sprache sie sprechen oder in welcher Kultur sie aufgewachsen sind.

✅ Gutes Beispiel: Ein lachendes Gesicht für „glücklich“ oder eine offene Tür für „Eingang“. Solche Symbole sind weltweit verständlich.
❌ Schlechtes Beispiel: Ein Hut als Zeichen für einen Polizisten. In jedem Land sehen Polizeiuniformen unterschiedlich aus. Ein solches Symbol könnte in manchen Kulturen nicht erkannt oder missverstanden werden. Auch Farben haben weltweit unterschiedliche Bedeutung.

Wo findet man leichte Bilder?

Steht der Plan einmal, die eigenen Texte auch in Leichter Sprache zu veröffentlichen und durch Leichte Bilder zu ergänzen, stellt sich schnell die Frage, woher man die Bilder nehmen soll. Sie fix schnell selbst zu erstellen ist selten eine gute Idee, denn es gibt viele Stolpersteine. Damit ein Bild wirklich verstanden werden kann, braucht es viel Erfahrung in der Arbeit mit Betroffenen.

Professionelle Zeichner engagieren

Professionelle Zeichner bieten den Vorteil, dass sie maßgeschneiderte, auf Sie abgestimmte Bilder erstellen können, die zum Stil und zur Farbwelt der eigenen Seite passen. Sie achten dabei nicht nur auf die Verständlichkeit, sondern auch auf den Kontext und die Zielgruppe. Dadurch entstehen konsistente, hochwertige und individuell angepasste Illustrationen, die oft klarer sind als standardisierte Symbole. Besonders für umfangreiche Projekte oder offizielle Dokumente sind solche maßgeschneiderten Bilder eine ausgezeichnete Wahl.

Bilddatenbanken

Es gibt eine Reihe von Datenbanken, die Leichte Bilder oder Icons anbieten. Diese können entweder kostenlos oder gegen Gebühr genutzt werden, je nach Budget und Anforderung des Projekts. Hier eine kleine Auswahl.

Lebenshilfe Bremen

Das Bildwörterbuch der Deutschen Lebenshilfe Bremen bietet eine umfangreiche Sammlung von Symbolen und Bildern, die speziell für die leichte Sprache entwickelt wurden. Diese Bilder sind besonders gut geeignet, um alltägliche Begriffe oder soziale Themen verständlich darzustellen. Sie sind kostenlos für den privaten und gemeinnützigen Gebrauch zugänglich und werden vor allem in sozialen Einrichtungen, in der Inklusionsarbeit und im Bildungsbereich genutzt. Wer nach einfachen, klaren Darstellungen sucht, ist hier gut aufgehoben.

https://shop.lebenshilfe-bremen.de/produkt-kategorie/alle-bilder/

OpenMoji

OpenMoji ist eine offene Sammlung von Emojis und Symbolen, die für die leichte Sprache verwendet werden können. Die Sammlung ist kostenlos und lizenzfrei, was sie besonders attraktiv für alle macht, die nach einfachen Symbolen suchen, die sie ohne zusätzliche Kosten in ihren Projekten verwenden können. OpenMoji bietet viele gut erkennbare Symbolen, die gut geeignet sind, um grundlegende Informationen zu visualisieren.

https://openmoji.org/ (in englisch)

Metacom

Metacom bietet eine sehr große Sammlung von Symbolen, die für die barrierefreie Kommunikation und die Unterstützung von Menschen mit kognitiven Einschränkungen entwickelt wurden. Diese Symbole werden häufig in Schulen, Werkstätten und Einrichtungen verwendet, die mit Menschen mit Lernbehinderungen oder anderen Einschränkungen arbeiten. Die Sammlung von Metacom ist besonders umfangreich und deckt eine breite Palette von Themen ab, von alltäglichen Aktivitäten bis hin zu speziellen Begriffen im Bereich der Gesundheitsversorgung. Für die Nutzung fallen Lizenzgebühren an, aber die Qualität und die große Auswahl machen Metacom zu einer empfehlenswerten Quelle für professionellere Projekte.

https://www.metacom-symbole.de/

KI-generierte leichte Bilder

Und was ist mit KI? Künstliche Intelligenz hat in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht und wird zunehmend auch für die Erstellung von Bildern genutzt. Dabei gibt es mittlerweile unzählige KI-Tools, die Bilder auf Basis von Textbeschreibungen generieren können. Doch bei der Verwendung von KI für die Erstellung von leichten Bildern gibt es einige Herausforderungen.

Während KI schnell Bilder erstellt, ist sie noch nicht immer in der Lage, die Komplexität der Leichten Sprache zu verstehen. Das bedeutet, dass KI-generierte Bilder oft nicht die notwendige Klarheit und Einfachheit aufweisen, die für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Einschränkungen wichtig ist. Außerdem berücksichtigt KI oft nicht die kulturellen oder regionalen Unterschiede, die bei der Bildwahl wichtig sein können. Trainingsdaten haben oft einen sehr amerikanischen und ableistischen Bias. Zudem sind viele KI-generierte Bilder technisch nicht perfekt, was dazu führen kann, dass sie eher verwirrend als hilfreich sind.

Trotz dieser Herausforderungen bietet KI einige Vorteile, insbesondere in der schnellen Erstellung von einfachen Darstellungen. Wer mit KI arbeitet, sollte die Bilder jedoch immer kritisch prüfen und gegebenenfalls nachbearbeiten, um sicherzustellen, dass sie für die Zielgruppe wirklich verständlich sind.

Fazit

Leichte Bilder sind eine wertvolle Ergänzung zu Leichter Sprache, um Informationen für alle Menschen verständlicher und zugänglicher zu machen. Sie helfen insbesondere Menschen mit Lernschwierigkeiten oder kognitiven Einschränkungen, den Inhalt besser zu begreifen. Die wichtigsten Merkmale von leichten Bildern sind Klarheit, Einfachheit und ein universelles Design, das kulturelle Unterschiede berücksichtigt. Dabei können sowohl professionelle Zeichner:innen als auch Bilddatenbanken hilfreiche Quellen sein. KI-generierte Bilder bieten schnelle Lösungen, erfordern jedoch oft eine sorgfältige Prüfung, um sicherzustellen, dass sie wirklich verständlich sind. Insgesamt ist es entscheidend, dass Bilder und Texte gut aufeinander abgestimmt sind, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten und die Kommunikation für alle zu verbessern.

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