unhappy battery icon on Tolino eBook reader on a wooden floor half on a carpet E-Book-Reader, also Geräte oder Apps, mit denen wir Bücher digital lesen können, werden benutzt oder ignoriert, geliebt und gerhasst, aber manchmal aus eigentümlichen Gründen.

Vorteile eines E-Book-Readers

Unbestreitbarer Vorteil: Kompaktheit und Gewicht. Das digitale Gerät ist viel leichter als ein entsprechender Stapel ungelesener Bücher.

Wie wichtig ist das Gewicht?

Für Wenigleser ist dieser Vorteil irrelevant. Wenn ich im Urlaub noch weniger Buchseiten pro Woche lese als zu Hause, weil ich lieber Konzerte besuche und in Kneipen quatsche, als unterwegs zu lesen, dann genügt mir maximal ein einziges Buch, alternativ könnte ich im Café in einer Zeitschrift lesen. Außerdem kann es spannend sein, durch Büchertausch-Regale das einzige Buch gegen ein anderes zu tauschen, das ich bei größerer Auswahl niemals gewählt hätte.

Nachschlagen, suchen und übersetzen

Weiterer Vorteil eines E-Books: Nachschlage- und Suchfunktion. Im gleichen Gerät nachzuschlagen erspart mir zwar nur wenige Klicks und Handgriffe im Vergleich zum Smartphone und funktioniert ebenfalls nur dort, wo es Internetzugang gibt, aber eine Volltextsuche im Buch hat mir auf Papier schon oft gefehlt. Zum Übersetzen nutze ich oft Apps und Websites, in die ich meine Suche auch hineinsprechen kann, wenn ich weiß, wie ein Wort ausgesprochen wird. Ich erinnere mich daran, dass ich früher sogar ein kompaktes Mini-Fremdsprachlexikon dabei hatte, das erstaunlich praktisch und nützlich war.

Schriftgröße und Beleuchtung

Illumination on TolinoAußerdem lässt sich die Schriftgröße verstellen, so kann ich eventuell auf Brille oder Leselupe verzichten.

Weitere vermeintliche Vorteile des E-Books: die Beleuchtung ist schon eingebaut. Wer gerne im Dunklen liest und das bisher mit der Taschenlampe unter der Bettdecke getan hat, kann sich freuen, ansonsten halte ich das für irrelevant.

Subjektive Gegenargumente

Auch umgekehrt gibt es einige Argumente gegen E-Books, die ich persönlich kaum nachvollziehen kann. Die Haptik, das Geräusch beim Umblättern der Seiten, der Geruch alten Papiers sind Geschmackssache. Die Covergestaltung lasse ich grundsätzlich gerne gelten, wenn auch viele gedruckte Bücher nicht gerade mit kreativen und ästhetischen Meisterleistungen überzeugen. Ich mag das alles auch, aber bloß deshalb, weil ich damit aufgewachsen bin, dass diese Sinneseindrücke mit der entspannten Aufmerksamkeit des Lesens einhergehen.

Manche Menschen scheinen Bücher oder auch jegliche Form von gebundenen Drucksachen als beseelte Heiligtümer zu empfinden, die niemals zerstört werden dürfen und vergleichen bereits das Wegwerfen eines Buchs ins Altpapier mit historischen Bücherverbrennungen. So habe ich zumindest Christine Westermann in ihrem Blog „Zwei Seiten“ mit Mona A. verstanden. Auch kenne ich einen Feuilleton-Redakteur, der selbst gedruckte Fahrplanbücher jahrzehntelang im Bücherschrank behielt, weil er es nicht übers Herz brachte, sich von einem Buch zu trennen.

Bücher lesen, nicht besitzen

Ich hatte persönlich nie eine solche Bindungen zu einzelnen Buchexemplaren. Die meisten Bücher, die ich in meinem Leben gelesen habe, lieh ich in Bibliotheken aus, tauschte sie später ein oder bekam verliehene Bücher niemals zurück. Auch Autogramme von Autorinnen und Autoren lassen mich kalt, schätze ich sie doch fast immer für ihre Inhalte, nicht für ihre Handschrift.

Der einzige rationale Grund an einzelnen Exampleren festzuhalten, sind eigene handschriftliche Notizen. So sind auch meine eigenen Notizbücher Unikate, deren Inhalte nicht komplett redundant an anderer Stelle gesichert sind.

Notizen als Argument dafür und dagegen

Notizen sind kurioserweise ein Argument, dass sowohl für als auch gegen E-Books verwendet wird. Auch hier wieder im Podcast Zwei Seiten: die eine schreibt in ihre Bücher, unterstreicht und knickt Eselsohren, die andere markiert digital und erstellt auf diese Weise durchsuchbare Notizen mit Links und Zitaten externer Quellen.

Fragwürdige Öko-Bilanz neuer Medien

Ein fragwürdiges Argument für E-Books war der Umweltschutz. Wie ganz allgemein die Digitalisierung ein papierloses Büro versprach, sollen Wälder geschont und das Klima geschützt werden, wenn weniger Papier zum Drucken von Büchern verbraucht wird.

Technologie als frustrierende Verschlimmbesserung

Was in der Tagespresse disruptiv viele Arbeitsplätze zerstört hat, weil immer weniger Menschen Tageszeitungen abonnieren oder überhaupt lesen, funktioniert bei Sachbüchern, Belletristik und Unterhaltungsliteratur nicht entsprechend. Die versuchte Vermenschlichung der Technik löst wohl nicht nur bei mir keine Begeisterung, sondern Irritation aus. Die Aufforderung, ich solle mein Reader-Betriebssystem aktualisieren um noch mehr Spaß („more fun“) damit zu haben, macht es auch nicht besser.

Update HinweisWie bei der Antriebswende vom Verbrenner zum elektrischen Auto bezahlen wir den vermeintlichen Fortschritt mit Hardwareproduktion und Elektroschrott. Seltene Erden, die oft umweltzerstörend mit Kinderarbeit erzeugt wurden, werden in Geräte verbaut, deren Lebensdauer viel zu kurz ist. Softwareupdates, geplante Obsoleszenz, Defekte, vor allem aber die vorhersehbar abnehmende Akkuleistung macht einen üblichen E-Book-Reader ähnlich wie ein Smartphone nach einigen Jahren ohne Kabel unbrauchbar. Schon schade, wenn mir kurz vorm Lesen der spannendsten Seiten der Strom ausgeht!

Oder wenn das Gerät nach dem Neustart ein Softwareupdate haben möchte, um das gleiche, bereits vorhandene Buch anzuzeigen. Ähnlich frustrierend wie die Google Maps App, die sich im Funkloch weigert, dieselbe Route die ich in den letzten Stunden mehrfach auf dem Schirm und im Speicher hatte, erneut anzuzeigen, solange ich „offline“ bin, was aus Sicht der dämlichen App schon dann der Fall ist, wenn die Verbindung schwächelt oder mangels teurem Datentarif gedrosselt wird.

Siehe dazu den Slow Internet Artikel von der Person, die am Südpol lebte: Engineering for Slow Internet.