Ich werde noch ein bisserl mehr darüber berichten und einige Impressionen der Reise zeigen. Dank der vielen Museen und Galerien hätte ich auch eine Fortsetzung von Menschen im Museum schreiben können oder die Ausstellung von „American Prospects“ von Joel Sternfeld in der Albertina mit der Eggleston-Retrospektive „Mystery of the Ordinary“ im c/o Berlin verknüpfen, oder näher darauf eingehen, warum ich in der angeblich unpolitischen Acrylmalerei von Daniel Richter ebenso aktuelle Bezüge zu Flucht und Krieg entdeckte wie in den ausdrücklich so gemeinten „Exiles“-Gemälden von Xenia Hausner, warum gerade die Lichtkunst in der bildenenden Kunstszene ein Schattendasein führt, oder wie sich die Werke des Deutschen Sigmar Polke von denen seines österreichischen Zeitgenossen Herbert Boeckl unterscheiden. Auch das Graffiti am Ufer des Donaukanals wäre eine eingehende Recherche wert gewesen und das Live-Konzert vom Golnar & Mahan Trio wird garantiert nicht mein letztes gewesen sein!
All das streife ich nur in Kürze und ergänze alle Stichworte, die ich schon auf Instagram erwähnte, so dass im eigenen Blog stets mehr als dort zu sehen und nachzulesen bleibt. Das Neonlicht-Objekt, vor dem mich meine Frau Tina Steinke fotografierte, stammt von Brigitte Kowanz, die Knetfiguren und Mona-Lisa-Variationen zählen zu den harmloseren Werken des Gelitin-Kollektivs und die moderne Kunst von Martha Jungwirth, Katharina Grosse, Liliane Tomasko, Stephan Balkenhol und Verena Bretschneider in der Albertina Modern beeindruckte ebenso wie die klassischen Wegebereiter Oskar Kokoschka und Herbert Boeckl oder die weniger bekannten Mitglieder von Secession und blauem Reiter wie Marianne von Werefkin und ihr Lebensgefährte Alexej von Jawlensky. An künstlerischen Eindrücken wären weiterhin die Galerien von Silvia Steinek und Meyer Kainer und die Künstlerin Maxi Neuses zu erwähnen. Modisch beeindruckten Consches, art point und der Carla Pop Up Store, kulinarisch toppte das persische Pars Restaurant in der Josefstadt die deftige Wiener Küche und die eleganten, aber überraschend bezahlbaren traditionellen Kaffeehäuser mit ihrer vielfalt an Kaffeespezialitäten, selbstgemachten Kuchen und einem sehr gemischten Publikum, wo möglicherweise prominente Autor:innen, feine Damen, bepackte Reisende und kinderreiche Großfamilien gleichermaßen höflich und herzlich von anzugtragenden Kellnern und familiären Inhaberinnen bedient werden. Heurige und Prater ließen wir wetterbedingt links liegen, hatten dafür bei einer Wanderung vom Kahlenberg über die Wiener Weinberge zurück zum hippen 7. Bezirk sonnigens Wetter und einen schönen Ausblick auf die überraschend vielen Hochhäuser, die das heutige Wien ebenso prägen wie die vielen historischen Häuser des inneren 1. Bezirks und die dörflichen Kirchen und Klöster von Vorstädten wie dem beschaulichen Nussdorf.
Wiener Impressionen: Stadt, Menschen, Kunst, Konzerte, Kneipen, Kaffeehäuser, …
Museumsimpressionen: Albertina, Albertina Modern und diverse Galerien
Nachtzug, Betthupferl und Geheimschrift im Morgengrauen
Der eigentliche Nachtzug war weniger romantisch oder gar entspannend, was aber vor allem daran lag, dass es keine Plätze im Liege- oder Schlafwagen mehr gab. In den Sitzabteilen gibt es keine Gardinen und wenn man endlich schläft, wird man von der Fahrkartenkontrolle geweckt oder von der polnischen Bahnpolizei, die betrunken streitende Mitreisende beruhigen muss. In der Speisekarte an Bord gibt es Kaffee – allerdings keine Wiener Melange – und Red Bull, Manner Schnitten und Bier – in der Blechdose, aber nicht Ottakringer aus dem 16. Bezirk, sondern ein Helles aus Salzburg, das aber auch geschmeckt hat. Die Geheimschrift am Fenster offenbarte im Gegenlicht einen Gruß, den andere Reisende dort mit dem Finger in Herzform malten: „Have fun and stay safe!“
Fazit: Wien ist immer eine Reise wert. Danke ÖBB für den „Night Jet“, der Wien mit Berlin verbindet und an dem sich die Deutsche Bahn in jeder Hinsicht ein Beispiel nehmen sollte.